


Im Land von Bier, Fritten, Schokolade und Waffeln kann sich der Otto-Normalverbraucher vor kulinarischen Sünden kaum retten. An jeder Straßenecke gibt es das eine oder das andere, manchmal gar in Kombination: Schokoladen-besprenkelte Waffeln am Nachmittag, Fritten und Bier am Abend. Halleluja! Blitzdiät, ich komme!
Ein Kurzurlaub in Belgien bedarf nicht besonders viel Planung und ist in jedem Fall ein Glücksgriff für jeden, der mal raus muss aus dem Alltagsgrau und dabei nicht zwangsläufig jeden Tag à la Costa Brava alle Lampen am Leuchten haben möchte. Ausgehen mit Bettnachbarn und Mitreisenden ist unheimlich witzig und bei der ausgeprägten Bierkultur tatsächlich gesellig ohne Ende, allerdings lässt die generelle Hostelatmosphäre durchaus erfrischendes Alleinsein zu – ganz besonders erfrischend, wenn man für einen Moment mal alle sozialen Kompetenzen regenerieren muss.
Antwerpen ist eine geschäftige Stadt mit anständiger Größe - die großen und kleinen Straßen der Stadt zeigen sich mit so typischer romantischer Architektur in vergleichbar pompösen Ausmaß. Einfach in die Stadt flanieren und sich auf den zahlreichen Kopfsteinpflaster Straßen verirren. Ganz besonders lohnenswert sind Abstecher zu den örtlichen Second Hand Stores - 'episode' und 'think twice' waren meine Favoriten. Ganz besonders hat mir das Film- und Fotomuseum gefallen! Bei Abenddämmerung sitzt es sich außerdem ganz fantastisch unter zahlreichen Einheimischen und Durchreisenden auf dem großen Steg an der Schelde, der eigens für Wasserbusse und Fähren angelegt wurde.
Eine zweistündige Zugfahrt für schlappe 9 Euro - Zug fahren in Belgien ist ganz besonders bequem und bezahlbar, und überhaupt sind die Bahnhöfe hier unheimlich hübsch anzuschauen.
Gent ist zwar nicht besonders weit vom geschäftigen Antwerpen entfernt, aber durchaus eine andere Welt. Rund ein Drittel der Einheimischen sind Studenten an der Universität und entsprechend belebt sind die Straßen der Stadt, bei Tag und bei Nacht. Man kann endlos lang planlos umherschlendern, hier und da mal eine Praline oder die berühmten Genter Nasen schlemmen und bei einem Bier an der Leie den Tag ausklingen lassen. Besagte Studenten tanzen übrigens gerne bis zum Morgengrauen im Charlatan.
Das Hostel Uppelink ist ein unheimlich gut erhaltenes Gebäude aus längst vergangenen Zeiten, dazu mitten im Geschehen und war einst sogar das Zuhause von Erasmus von Rotterdam!
An alle Digital Nomads unter uns: Wer einen anständigen Platz zum Arbeiten sucht, sollte dem Vooruit im Univiertel einen Besuch abstatten. Viel Platz an endlos langen Tischen, viele Gleichgesinnte, die mit Kopfhörern bewaffnet eifrig in ihre Arbeit abtauchen.
When in Belgium.. -- es wäre verantwortungslos, auf einer Reise durch Belgien Brügge auszulassen. Die Stadt ist wohl eine der beliebtesten urbanen Destinationen des Landes und entlang der bekannten Touri-Trampelpfade entsprechend dicht besiedelt. Ich schreibe absichtlich von Trampelpfaden, weil das dem kollektiven Verhalten der Non-Locals am nächsten kommt: Im Kampf um das beste Foto oder den besten Platz im Restaurant kann es schon einmal ungemütlich werden, aber wer sich (wie ich) geschmeidig aus der Affäre hält und eher unbemerkt durch die bildschönen Gassen der Stadt schlängelt, bleibt von solchen Unannehmlichkeiten weitgehend unberührt ;)
Vom Bier-, über das Fritten-, bishin zum Schokoladenmuseum gibt es in Brügge alles. Darüber hinaus noch einen schiefen Glockenturm mit regelmäßigen Glockenkonzerten, die einzige Bierpipeline der Welt, die immerhin über drei Kilometer lang ist und ausschließlich von Spenden finanziert wurde, und weiße Schwäne bis zum Abwinken. Für die detaillierte Ausführung kann man ruhig mal eine Free Walking Tour besuchen!
Zu den Restaurants: Brunch im Le Pain Quotidien ganz hervorragend, Halloumi-Wrap im Taboule mit unheimlich viel Liebe zubereitet, Waffeln im Chez Albert unschlagbar frisch, Stoofvlees (Rind in Bier geschmort) im t'Vagevuur ein einziger Traum! Geile Fritten gibt's offentsichtlich überall.
Wer nach so viel Schlemmerei mal ein bisschen Aktivität vertragen kann, kann sich für zehn Euro am Tag ein Rad im St. Christopher's Inn ausleihen und an die Küste fietsen. An einem Tag hab ich über sechzig Kilometer Radweg gesehen, an verschiedenen Stränden gepicknickt und genickert und in Zeebrügge einen friedlichen Ort zum Ausharren gefunden.
Brügge - Oostende - Brenderen - De Haan - Blankenberge - Zeebrügge - Brügge
Leuven ist eine geschäftige Unistadt - vor lauter Studenten, Fahrrädern und Brasserien kann man sich kaum retten - my kind of place!
Weil ich alles, was ich für Uni und Arbeit hätte machen müssen in den letzten Wochen geschmeidig aufgeschoben habe und anständig in Verzug war, hab ich mich in Leuven größtenteils mit der Rückkehr in die Realität nach einem fantastischen Sommer beschäftigt. Mein bester Freund in der Stadt war also ganz offensichtlich mein Notebook und mein Lieblingsplatz die große hölzerne Sitzbank in der geräumigen Küche des Hostels. Mit gehangen, mit gefangen.
Das Cube Hostel ist ein fantastischer Ort zum Arbeiten und Lernen mit genug Möglichkeiten zum geselligen Beisammensein - es ist unheimlich sauber, das Personal ist mehr als zuvorkommend und die Besitzer einzige Goldstücke. Hier kann man durchschnaufen und sein Leben sortieren.
Mechelen ist ein kleiner Geheimtipp in Belgien! Mit dem Zug von Leuven aus in weniger als dreißig Minuten zu erreichen und kaum touristisch erschlossen. Eine tolle Kathedrale mit fantastischer Aussicht und ohrenbetäubendem Glockenspiel (wenn man auf dem Weg nach oben ist) und gut besuchte Festivals machen den kleinen Ort zu einem spannenden Zwischenstopp!
Brüssel hat ein ganz besonderes Flair: Nicht nur, weil die Stadt das politische Herz Europas ist, sondern auch weil sie eine Fusion aus Moderne und Tradition ist: Neben hippen Bars verstecken sich die so gemütlichen belgischen Brasserien und inmitten des betondominierten Großstadtdschungels blitzen hier und dort alte Backsteinbutzen hervor. Das mag man, ober eben auch nicht.
Die Touristen tümmeln sich konzentriert in der Altstadt und dort hauptsächlich auf und um den Großen Platz mit den vielen Gasthäusern, bei den zahlreichen Kathedralen, beim Männeken Piss (ganz offensichtlich) oder am Atomium. Wer einen Ausflug in die vielen wunderschönen Wohnviertel Brüssels macht und mit ein bisschen Glück gerade das Viertel erwischt, in dem gerade der späte Markt stattfindet, wird sich wohlfühlen. Afterwork Markets sind nämlich gerade ganz besonders populär in der Stadt - bei Wein und Dinner, Bier und Snacks wird freudig geplaudert und herzlich gelacht, während hinter der Stadt die Sonne untergeht.