Als Landratte auf einem Großsegler



Zusammenfassung

Die Star Clipper ist eines der großen Segelschiffe, auf denen Landratten den Traum von der Seefahrt unter Segeln verwirklichen können. Der Viermaster kann bis zu 170 Passagiere an Bord nehmen. Ich war auf Einladung von Star Clippers und dem Reiseveranstalter Star Clippers Kreuzfahrten einer von 98. Ein Traum.

Phuket Patong


Die Maschine der Thai Airways von München nach Bangkok ist voll, ich bin froh um den Gangplatz. Bei drei Filmen vergeht der Flug dann doch einigermaßen angenehm. Von Bangkok aus geht's weiter nach Patong - aber erst nach einem Gewittersturm. Und in Patong bringt uns dann ein Shuttle zum Seaview-Hotel, wo wir gleich für die Star Clipper einchecken können. Den Großsegler haben wir schon von weitem gesehen. Ein Hingucker in der Bucht von Patong. Den Ruf als Sündenbabel trägt der Küstenort immer noch zu Recht. Schon zur Mittagszeit warten Mädchen in den Bars auf Freier, die von überall her angeflogen kommen. Aber Patong hat auch ganz nette Seiten: Die Fressgasse zum Beispiel, wo man am Wachstuch gedeckten Tisch ganz familiär schlemmen kann, hin und wieder in Konkurrenz zu einer schwarzen Katze. Und dann können wir endlich an Bord und unser neues Zuhause entdecken. Ich fühlte mich gleich wohl auf dem Viermaster, der am Abend die Lichter aufsetzte. Das Abenteuer Segelkreuzfahrt kann beginnen. 



Weiterreise nach Ko Butang


Ko Butang


Am nächsten Morgen kommen wir zur Sicherheitsübung zusammen, schließlich müssen alle Passagiere bei einem möglichen Notfall wissen, wohin sie sich wenden können.  Dann stellt sich die Crew vor: 70 Männer und Frauen, großenteils aus dem asiatischen Raum. Kapitän Yurig Slastenin kommt  aus der Ukraine und dann gibt es noch zwei Bayern an Bord, den Kreuzfahrt-Direktor Peter Krissner aus Oberstdorf und die Hotelchefin Anita Rollin aus Nürnberg. Wir segeln die Südroute in der Andamanen See.  Erste Station ist Ko Butang, eine Insel, die berüchtigt ist für ihre diebischen Affen.  Die Crew warnt uns, Kameras oder Handys nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Einer der Affen greift sich die Lunchbox einer chinesischen Touristin und leert sie bis auf den letzten Krümel. Ich tauche ins badewannenwarme türkisgrüne Wasser ein und bin endlich angekommen im tropischen Paradies. Am Abend dürfen wir Hand anlegen beim Tauziehen, und als die Star Clipper zur blauen Stunde die Segel hisst und die Segelhymne erklingt, wische ich mir verstohlen ein paar Tränchen aus den Augen.  Dieser Augenblick ist wirklich emotional.    



Weiterreise nach Penang Malaysia


Penang Malaysia


Als ich am nächsten Tag aufwache, sehe ich im Dunst schon die Wolkenkratzer von Penang in Malaysia. Wir haben noch Zeit für die Yoga-Stunde mit Christel, die ich nicht missen möchte. Dann ankert die Star Clipper im Kreuzfahrthafen und wir gehen von Bord. Wir wollen auf eigene Faust das alte Georgetown erkunden, Unesco-Welterbe und in letzter Zeit durch seine Streetart populär geworden. Wir lassen uns von Fahrradrikschas nach Little India bringen, schauen chinesische und indische Tempel an und besuchen eine Moschee, wo wir Frauen in rote Kapuzenmäntel schlüpfen müssen. Nach dem Essen in einer Garküche, wo der Koch aus riesigen Töpfen schöpft, zieht es uns hinaus aufs Land - mit dem Bus. Wir landen buchstäblich am "Ende der Welt",  "World's End" heißt  die Kneipe in dem entlegenen Dorf.  Wir gönnen uns ein Tiger Beer und nehmen ein Taxi zurück nach Georgetown. Wir wollen noch das alte Fischerdorf auf Stelzen sehen, das als Welterbe bis heute erhalten ist. Und danach nochmal die malayische Küche genießen - am besten alles, was es so gibt. Die Auswahl ist riesig, und wir schlemmen, bis wir nicht mehr können. An Bord fehlt uns beim feinen Dinner dann allerdings der rechte Appetit. 



Weiterreise nach Ko Adang


Ko Adang


Nach dem eher anstrengenden Tag in Penang - da könnte ich es länger aushalten - ist heute Entspannung angesagt.  Ko Adang heißt das Inselchen, vor dem die Star Clipper ankert. Wir fahren mit dem Tenderboot an Land, wo außer uns auch einige kleine Schnellboote mit chinesischen Touristen anlanden. Der Strand ist groß (und leer) genug für uns alle.  Mittags ist Barbecue angesagt - mit Musik. Darauf haben sich die Mitreisenden schon gefreut. Ich bin ja kein so großer Fan von Burger & Co, aber draußen mit dem blau-grünen Meer vor Augen schmeckt's doppelt so gut. Und zum Dinner am Abend habe ich schon wieder Appetit. Später sorgt der Kreuzfahrtdirektor aus dem Allgäu wie jeden Abend für Unterhaltung: Froschrennen, Karaoke, Quiz, Talentshow.  Es sind harmlose Spielchen, an denen sich aber alle mit Eifer beteiligen. Wir brauchen wirklich kein Casino um Spaß zu haben. Und getanzt wird auch ausgiebig. 



Weiterreise nach Ko Rok Nok


Ko Rok Nok


Auch heute ist Insel-Erleben angesagt. Schnorcheln, Tauchen, Wasserski-Fahren, Standup-Paddling:  Wer mag, kann alles ausprobieren. Ich hab's nicht so eilig, an Land zu kommen.  Nach der Yoga-Stunde gönne ich mir ein ausgiebiges Frühstück, ehe ich mich mit dem Tenderboot übersetzen lasse. Die Sonne brennt vom Himmel, kaum zu glauben, dass bei uns zuhause Schnee liegen soll... Ich schwimme und schnorchle und beobachte fasziniert den Waran, der fast bis zu unserem Lagerplatz kommt.  Lazy day in the sunshine. Am Nachmittag wird's dann doch noch "busy",  wer sich traut,  darf sich am Mastklettern versuchen. Ich habe mit eine Verletzung am Fuß geholt und lass' es lieber bleiben. Aber ins Netz gehe ich schon. Das muss sein!  Aufs Lunchbüfett an Deck verzichte ich heute, dafür habe ich abends wirklich Appetit aufs feine Dinner, und unser indonesischer Kellner freut sich. 



Weiterreise nach Phang Nga Bay


Phang Nga Bay


Heute erwartet uns wieder ein ausgefüllter Tag in einer der schönsten Inselwelten Thailands, dem Phang Nga Nationalpark. Zuerst brettert Peter mit uns auf dem Zodiac rund um die bizarr geformten Felseninseln, die mich an die vietnamesische Halong-Bucht erinnern.  Er sucht die schönsten Blickwinkel, um die Star Clipper mit Segeln zu fotografieren und eröffnet uns immer neue Perspektiven. Nach dem Lunch geht's dann mit dem Speedboot durch die Bucht mit ihren fantstischen Felsformationen zum Dorf Ko Panyi, wo die früheren Seenomaden sesshaft geworden sind. Eine Moschee mit goldenen Kuppeln steht im Zentrum des kleinen Dorfes, daneben ein Friedhof. Wir laufen auf Holzstegen vorbei an Souvenirständen und einer Schule, wo die Kinder so brav sind wie wir es gar nicht mehr kennen, und landen in einem gigantischen Restaurant, wo Touristen abgefüttert werden. So bleibt wenigstens etwas Geld bei den Menschen vor Ort. Für viele kommt danach der Höhepunkt des Ausflugs: Die  James Bond Insel mit dem charakteristischen Felsen, Kulisse für den Film "Der Mann mit dem goldenen Colt".  Roger Moore verkörperte damals den weltberühmten britischen Superagenten. Als wir dort ankommen, ziehen schwarze Wolken auf, und auf der Fahrt zurück, kriegen wir eine ordentliche Dusche mit. 



Weiterreise nach Ko Surin


Ko Surin


Eigentlich waren ja die Similan Islands unser Ziel.  Aber der Wind weht ungünstig. Der Kapitän ist besorgt. Wir können nicht auf unserer vorgesehenen Route segeln. Das erklärt Yurig Slastenin seinen Gästen, und er unterhält sie mit Anekdoten über seine Schifffahrten. Denn wir werden ein paar Stunden länger als vorgesehen an Bord sein. Nicht schlecht, schließlich hat das Schiff selbst auch einiges zu bieten.  Neues Ziel ist Ko Surin. Hier können wir noch einmal Strand, Sonne und Meer genießen. Am Abend bin ich schon etwas wehmütig, bald heißt es Abschied nehmen. Noch ein Drink an der Bar, dann muss ich packen. Denn morgen früh sollen die Koffer schon vor der Kabine stehen.    



Weiterreise nach Patong Beach


Patong Beach


Es war eine traumhafte Reise durch die Inselwelt in der Andamanensee.  Und die Star Clipper war tatsächlich der Star der Reise.  Jetzt sind wir zurück in der Bucht von Patong.  Es fällt schwer, den Viermaster nach dem Frühstück zu verlassen.  Wir haben noch einen Tag in Patong vor uns.  Der Flug geht erst am Abend. Ich nutze die Zeit für ein paar Einkäufe und eine Massage am Strand.  Und natürlich kehren wir noch einmal in die Fressgasse zurück, bevor uns der Shuttle zum Flughafen bringt.